Eindeutig die richtige Entscheidung!

Deborah, 20 Jahre, Jugendhilfe St. Elisabeth-Verein, Marburg


Wie soll es nach der Schule weitergehen? Soll ich mich direkt um einen Studien- oder Ausbildungsplatz bewerben? Und wenn ja, für was genau? Was möchte ich später überhaupt einmal arbeiten? Diese Fragen stellt sich wohl jeder, der kurz vor dem Ende der Schullaufbahn steht. So ging es auch mir und ich überlegte, was ich nach der Schule machen wollte. Ich hatte nach 13 Jahren Schule erst mal keine Lust auf noch mehr Theorie und entschied mich deswegen dazu, erst einmal etwas Praktisches zu machen.

Ein Freiwilliges Soziales Jahr schien mir dafür perfekt zu sein. Also schickte ich eine Bewerbung an den St. Elisabeth-Verein und dann ging alles ganz einfach: Wenige Wochen später hatte ich eine FSJ-Stelle in einer Außenwohngruppe in Anzefahr bekommen.

Dort lebten während meines FSJs 6 Kinder und Jugendliche, die rund um die Uhr von einem Team, bestehend aus insgesamt 5 Personen, betreut wurden.

Im September ging es dann los. Die Vorfreude auf dieses Jahr war groß und überwog definitiv, aber Ängste und Zweifel hatte ich trotzdem. Diese waren aber  ganz schnell verflogen, nachdem ich die ersten Tage in meiner Einsatzstelle verbracht hatte. Meine Kollegen erklärten mir viel und unterstützen mich und waren genauso wie die Kinder sehr offen zu mir. Dadurch wurde mir der Einstieg wirklich leicht gemacht. Ich habe mich schnell sehr wohl gefühlt und bin wirklich gerne auf die Arbeit gegangen. Manchmal kam es mir so vor, als ob es gar kein „richtiges“ Arbeiten wäre, sondern vielmehr ein normaler Familienalltag, der aber immer abwechslungsreich war und nie langweilig wurde.

Am Anfang wurden mir meine Aufgaben erklärt: Mein Arbeitsalltag begann damit, für die Kinder ein warmes Mittagessen zu kochen. Am Anfang war das schon mehr oder weniger eine Herausforderung, weil ich noch nie für so viele Personen kochen musste und meine Kocherfahrungen hielten sich zu dem Zeitpunkt auch sehr in Grenzen. Aber es hat dennoch Spaß gemacht und ich bekam auch da Unterstützung von meinen Kollegen. Nach dem Mittagsessen mussten die Kinder verschiedene Dienste im Haus erledigen. Von Küche aufräumen über Müll rausbringen bis hin zum Bad saubermachen war alles mit dabei. Anschließend habe ich mit den Kindern die Hausaufgaben erledigt, was ich immer gerne gemacht habe. Zum Einen, weil ich ihnen helfen konnte und zum Anderen, weil ich mich gebraucht gefühlt habe.

Eine weitere Aufgabe von mir war, die Kinder regelmäßig zu ihren Hobbies oder Vereinen und zu den verschiedenen Arztterminen zu fahren. In der Zeit haben die Kinder immer  viel von sich selbst erzählt und so konnte ich sie besser kennenlernen. Wieder zurück in der Gruppe gab es abends ein gemeinsames Abendessen. Ich fand, dass das immer eine schöne Zeit war, weil alle gemeinsam am Tisch saßen und von ihrem Tag erzählten und was sie alles erlebt hatten. Später am Abend brachte ich manchmal noch die kleineren Kinder ins Bett und dann endete mein Arbeitstag, der manchmal mehr und manchmal weniger anstrengend war.

Neben den normalen Arbeitstagen fanden regelmäßig Seminare und Studientage statt. Dort hatte man Zeit, sich mit anderen FSJlern / FSJlerinnen über die Arbeit auszutauschen. Diese Zeit war immer sehr gut und wichtig, weil man mit anderen Freiwilligen über Probleme und Ängste , aber auch über die Freude an der Arbeit und über das, was einen sonst noch so beschäftigt, reden konnte. Neben den Seminarthemen, die durchgenommen wurden und den Dingen, die man neu dazulernte, kam der Spaß natürlich nie zu kurz.

Wenn ich zurückblicke, dann kann ich sagen, dass die Entscheidung, nach der Schule ein FSJ zu machen, definitiv die Richtige war. Zum Einen, weil die Pause vom Lernen an der Schule oder Uni sehr gut tat und zum Anderen, weil das Jahr für mich eine gute Orientierungshilfe für die Zukunft war. In meinem freiwilligen Dienst habe ich festgestellt, dass mir die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen wirklich sehr viel Spaß macht und deswegen werde ich auch einen Studiengang in die sozialpädagogische Richtung einschlagen. Noch dazu bin ich natürlich um einige Erfahrungen reicher geworden und kann sagen, dass ich die Arbeit in einer Außenwohngruppe gut kennengelernt habe. Einer der Gründe dafür ist, dass  mir meine Kollegen viele Einblicke gewährt und mir viel erklärt haben.
Ein solches Jahr verändert einen natürlich auch persönlich. Ich kann behaupten, dass ich durch diese Zeit offener und selbstbewusster geworden bin. Man lernt in einem FSJ auch seine Grenzen und die eigene Belastbarkeit kennen, denn es gab auch Phasen, die sehr anstrengend und stressig waren. Man muss lernen, mit schwierigen und belastenden  Situationen umzugehen und es ist wichtig, dass man mit anderen darüber spricht. Die schönen Situationen und Erlebnisse lernt man dadurch umso mehr schätzen und davon gab es reichliche, die ich so schnell auch nicht vergessen werde. Auch wenn es manchmal nicht so einfach war, hatte ich in der ganzen Zeit sehr viel Spaß, sowohl mit den Kindern, als auch mit meinen Kollegen. Es hat mir Spaß gemacht, für andere da zu sein und ihnen bei verschiedenen Dingen zu helfen oder einfach mit ihnen ein paar schöne Sachen zu unternehmen. Würde ich noch einmal vor der Frage stehen, wie es nach der Schule weitergehen soll, würde mich wieder für ein FSJ entscheiden.

Alles in Allem hat mir dieses Jahr also persönlich und beruflich sehr viel gebracht und ich kann es jedem weiter empfehlen, einen freiwilligen Dienst zu machen und die Chance zu nutzen. Es lohnt sich!