Ich begleite junge Erwachsene im Alltag
Stefan, Jugend- und Familienhilfe St. Elisabeth-Verein Marburg
Stefan, welche Aufgaben haben Sie als Freiwilliger?
Das ist sehr vielfältig: Ich begleite junge Mütter und junge Erwachsene im Alltag. Ich unterstütze sie bei Behördengängen. Ich bereite mit ihnen Anträge vor, z. B. Hartz IV und Wohngeld. Ich entwickle Tagesstrukturen, vom zeitigen Aufstehen über das gemeinsame Kochen bis hin zu den alltäglichen Kleinigkeiten. Ich mache manchmal auch Ernährungsberatung.
Wo begegnen Sie diesen Menschen, die sie betreuen?
Hauptsächlich in der Jugend- und Familienhilfe, auch in der Sozialpädagogischen Familienhilfe (SPFH). Einige leben im Betreuten Wohnen. Da geht es um die Unterstützung zum selbstständig werden. Manche leben in intensiv betreuten Wohngruppen, manche in Mutter-Kind- Maßnahmen.
Haben Sie sich diese Freiwilligentätigkeit selbst ausgesucht?
Ja, da ich nach langer Krankheit wieder einen Einstieg in den Berufsalltag suchte, gleichzeitig aber nicht mehr den erlernten Beruf ausüben wollte. Zukünftig, sozusagen in der zweiten Berufshälfte, möchte ich mich in einem sozialen Beruf engagieren.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, einen Freiwilligendienst zu machen?
Ich habe mich vorab über Praktika informiert. Mein Wunsch den Erzieherberuf zu erlernen nahm bereits konkrete Formen an. Daraufhin habe ich mich in mehreren sozialen Einrichtungen vorgestellt und bin schließlich bei meiner jetzigen Einsatzstelle fündig geworden.
Wie lange möchten Sie sich freiwillig engagieren?
Begonnen habe ich zum 1. September letzten Jahres. Nach kurzer Zeit habe ich auf die maximale Dauer von 18 Monaten verlängert, weil ich dort im Einsatz auch eine berufliche Zukunft und Heimat gefunden habe.
Was werden Sie in dieser Zeit lernen können? Was ist für Sie neu, vielleicht auch schwierig?
Bei einer so großen Zahl von individuellen Schwierigkeiten und Problemen ist es schwierig nichts von all dem mit nach Hause zu nehmen. Ich bin froh unter den Kolleginnen und Kollegen immer einen Ansprechpartner zu finden. Ich lerne neu, was soziale Verantwortung und Empathie bedeuten. Das verstehe ich jetzt in einem größeren Sinne als bisher.
Was haben Sie davon, dass Sie selbst von einem Pädagogen begleitet werden?
Ich bekomme eine andere Sicht auf die Dinge. Ich denke mehr über meine Arbeit nach. Und ich schaue mehr von außen auch auf mich selbst.
Wie sieht der Kontakt und Austausch mit anderen Freiwilligen aus?
Ein Austausch findet leider nur während der Seminartage statt. Ich wünschte mir mehr Zeit dazu.
Was sind Ihre Pläne für hinterher?
Im August dieses Jahres werde ich die berufsbegleitende Ausbildung zum staatlich anerkannten Erzieher beginnen. Ich werde drei Tage in einer Einrichtung meines derzeitigen Freiwilligendienstes arbeiten und zwei Tage die Schulbank drücken.
Das Lernen hört bei Ihnen offenbar nicht auf und Sie haben eine neue Perspektive für sich entwickelt. Für diese Pläne, das Lernen und die praktische Arbeit alles Gute!